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Ergocinema / Drehbuchschreiben / Schreibräume

Wo schreiben Autoren?

Wenn wir unsere Schreiborte oder Schreibräume dem Zufall überlassen, haben wir keine Kontrolle mehr über unseren Schreibprozess. Wie machen das andere Autoren – wo schreiben sie? Können wir bessere Orte fürs Schreiben finden? Auf welche Art und Weise müssen wir unsere Schreiborte gestalten, um unsere Kreativität zu steigern und die Resultate zu erzeugen, nach denen wir uns sehnen?

Wo schreiben leicht fällt

Wir schreiben gerne an individuellen Orten, die uns Kraft schenken. Ich nenne sie Schreibräume, weil das Wort eine gewisse Tiefe impliziert (und weil es so schön klingt). Räume können beliebig groß oder klein sein, man denke nur an den Weltraum.

  • Schreiben am Schreibtisch
    Der Klassiker: Am Schreibtisch versuchen sich die meisten Autoren

 

Ein anderes Bild, das ich dabei vor Augen habe, ist die kreative Höhle. Abgeschirmt von der Außenwelt kann sich der Autor darin seiner Arbeit widmen. Höhlen haben eine besonderen Platz in der Kunst- und Menschheitsgeschichte, wie die Malereien in der Höhle von Lascaux zeigen.

Höhle von Lascaux - Kreative Räume

Lascaux, Frankreich – (cc) Prof saxx

Verschiedene Schreibräume

Die Schreibräume eines Autors sind wie Fenster zu seinem Verstand. Wir sehen genau, was ihm hilft, sich kreativ auszuleben. Die oberste Regel: Niemand sagt, dass du nur einen Schreibraum haben darfst oder dass du dich auf bestimmte Räume festlegen musst. Sie können sich jederzeit ändern und du kannst sie weiterentwickeln. Jeder Raum wird je nach Situation mindestens einen der drei verschiedenen Zwecke erfüllen:

  1. Inspiration
  2. Reflexion
  3. Konzentration

Du kannst mit einem Raum alle drei abdecken oder je nach Schreiblaune ganz verschiedene Kombinationen ausprobieren. Generell gesagt sind größere Räume für das Ankurbeln der Kreativität besser geeignet als kleine Räume. Hat dein Raum eine größere Tiefe, bist du eher dazu in der Lage, Schwingungen aufzunehmen, die in der Luft liegen. In kleinen Räumen lässt sich dafür zielgerichteter reflektieren und konzentrierter Arbeiten. Ein weiterer Aspekt ist die Bewegung. Große Räume sind auch deshalb gut, weil du vielleicht mehrere Plätze hast, an denen du arbeiten kannst: Am Fenster, am Tisch, auf der Couch und so weiter. Wenn du zwischen einzelnen Phasen hin- und herwandelst, befeuerst du deine Phantasie.

Wo schreiben Autoren?

Schreibraum mit Ausblick – (c) Ahmad Saleh

 

Ansporn statt Gemütlichkeit

Gemütlichkeit ist nicht das Ziel. Bist du zu gesättigt, hast du keine Motivation mehr zum Schreiben. Deine Räume sollen dich aktiv machen und anspornen, etwas Neues zu erschaffen. Dich entspannen kannst du auch noch nach der Arbeit.

Wo schreiben natürlich ist

Wir schreiben meistens dort, wo Schreiben für uns ein natürlicher Prozess ist. Der Schreibtisch wurde zwar fürs Schreiben gemacht, aber am Ende ist das nur eine gesellschaftliche Konvention, nach der du dich nicht richten musst.

Schreibräume finden

Gute Schreibräume sind Ausdruck deiner inneren Verfassung. Einen speziellen Ort für dich zu finden, bedeutet, kreative Entscheidungen zu treffen. Willst du bei dir zuhause schreiben oder woanders? Fühlst du dich zu den klassischen Orten hingezogen oder funktionieren für dich außergewöhnliche Orte besser?

Wo schreiben Spaß macht: Badewanne

Drehbuchautor in der Wanne –
(c) Mitzi Trumbo

Schreibräume gestalten

Manche Räume sind kreativer als andere, weil sie schlichtweg lebendiger sind. Lass die Natur in deine Räume hinein. Blumen oder sogar eine simple Schale mit Früchten können die Atmosphäre stark verändern. Hast du keinen grünen Daumen, dann probiere es erst einmal mit ein paar Kakteen aus – die brauchen nicht so viel Wasser. Lieblingsbücher, wichtige Gegenstände oder Familienfotos können dich inspirieren, genauso wie Beweise für deine eigenen kreativen Leistungen und Fortschritte (fertiggestellte Manuskripte etc.).

Farben helfen, deine Stimmung zu beeinflussen. Schau immer danach, was am Besten zu deinem individuellen Stil passt. Um Stress zu vermeiden und produktiv zu sein, könntest du ein beruhigendes Blau oder helle Grüntöne wählen. Dabei musst du nicht unbedingt die Wände streichen. Selbst die Farbe von Stühlen oder anderen Einrichtungsgegenständen können helfen. Die Farbpalette sollte dich auf jeden Fall zum Arbeiten motivieren.

Gedimmtes Licht ist besser für die Kreativität. Helles Licht deckt alles sofort auf, während wir uns im Dämmerschein freier fühlen, Fehler zu machen.

Die Temperatur ist etwas sehr Individuelles, aber im Prinzip lässt sich feststellen: Zu heiß und zu kalt hindern jeden am Schreiben.

Unordnung zulassen

„Nur ein Genie beherrscht das Chaos“
– ALBERT EINSTEIN

Du darfst unordentlich sein, lass die Unordnung ruhig zu. Ordnung ist zwar wichtig, wenn es um das Abarbeiten geht, aber auf der Suche nach Inspiration solltest du gerade die Unordnung umarmen. Ein nicht aufgeräumtes Zimmer hilft dabei, die kreativen Säfte fließen zu lassen.

Wo schreiben alternativlos ist

Isolation oder Geselligkeit – beides hat seine Reize. Schreiben kannst du aber nur, wenn du vom Wörter aufs Blatt setzen nicht abgelenkt wirst. Schreiben muss alternativlos sein. Es darf keinen Ausweg geben, keine Ausrede. In einem Café zu schreiben, wo dich alle kennen, hilft dir nicht weiter. Du musst in Ruhe gelassen werden, selbst wenn es gerade die Unruhe ist, die du suchst. Sie soll dich inspirieren, aber nicht vom Arbeiten abhalten.

Wo willst du schreiben?

Hoffentlich konnte ich dir mit diesem Beitrag ein wenig auf die Sprünge helfen. Am Ende ist es deine Phantasie – und es sind deine Schreibräume. Nutze alles, was dir zur Verfügung steht, um deine kreativen Potentiale voll auszuschöpfen.


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