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Film ohne Drehbuch – Wie geht das?

Ohne Drehbuch gibt es keinen Plan

Filme ohne Drehbuch halten sich nicht an die Regeln. Meistens verstehen sich die Filmemacher als Autorenfilmer, die total frei und spontan ein ganz phänomenales Ergebnis auf die Leinwand zaubern. Aber hält diese Sichtweise einer genaueren Betrachtung stand?

Der schwierigste Schritt jeder Filmproduktion ist die Entwicklung einer tragfähigen Geschichte. Je klarer die Drehbücher, desto effizienter und kostengünstiger laufen die Filmproduktionen ab. Ein Film ohne Drehbuch unterwandert alle diese Erwartungen und verweist auf die Arbeit eines genialen Genies, dessen Schaffen sich jenseits der Naturgesetze bewegt.

Kein Drehbuch, kein Film? Brauche ich überhaupt ein Drehbuch, um einen Film zu drehen?

Drehen ohne Drehbuch

Ohne Drehbuch zu drehen klingt erst einmal absurd. Es impliziert das Fehlen einer Filmvorlage, so als ob erst am Set des Films eine Idee erarbeitet würde. Das Gegenteil ist der Fall: In der Regel sind die Macher äußerst gut vorbereitet. Sie haben bereits viel Arbeit in die Idee und ihre Entwicklung investiert und kennen sich sehr gut mit Schauspielführung und Dramaturgie aus. Als Basis verwenden sie kein voll entwickeltes Drehbuch, sondern ein Treatment.

Ein Treatment ist kein Drehbuch

Natürlich kommt es immer auf die Drehbuch-Definition an. Ein Treatment ist formell gesehen kein Drehbuch, sondern seine Vorstufe. Als solche enthält es bereits die Filmgeschichte, sowie den groben Ablauf der einzelnen Szenen. Selten erklärt wird, dass mit dem Treatment bereits 90 % der Drehbucharbeit abgeschlossen ist. Alles was noch fehlt, sind die Ausarbeitung der Szenen und die Dialoge. Beides wird schließlich am Set mit den Schauspielern improvisiert. Ein Film ohne Drehbuch ist auf jeden Fall nicht das Gleiche wie ein Film ohne Filmvorlage.

Ohne Drehbuch gibt es keinen Plan

Ohne Drehbuch bleibt die Ausnahme

Dass die schwierige Phase der Stoffentwicklung möglichst weit nach hinten verlagert wird, ist zwar nachvollziehbar, aber nicht ratsam. Die Bewegung des German Mumblecore macht aus der Not eine Tugend: Die Filmemacher nutzen diese Produktionsweise, um die Einflussnahme von Sendern und Förderern auf ihren kreativen Prozess auszuhebeln. Etwas auf diese Weise zu erschaffen, ist vielleicht besser, als für die Schublade zu arbeiten. Ob das allerdings eine Lösung für insgesamt bessere Filme ist, wage ich zu bezweifeln. Oftmals bleibt es am Ende bei einem TV-Experiment, wie zum Beispiel Axel Ranischs Impro-Tatort BABBELDASCH.


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